Samstag, Dezember 19, 2009

Eurostarzüge bleiben im Tunnel stecken

In der Nacht vom Freitag auf Samstag bleiben im Kanaltunnel 4 Eurostarzüge liegen. ZDF

Was ist geschehen? Die Züge sind aus dem kalten Frankreich in den Tunnel eingefahren, wo die Luft deutlich wärmer und feuchter war. Nach meiner Vermutung dürften die Züge auf Grund der Betauung ausgefallen sein. Bei der Fahrt in den warmen Tunnel schlägt sich auf den noch kalten Teilen des Zuges blitzschnell Wasser nieder, was zu Störungen im elektrischen Teil des Zuges führen kann. Meist sind davon Rechnerkarten betroffen, wo durch die Feuchtigkeit Kriechstrecken auf der Oberfläche entstehen. In extremen Fällen kann es aber auch zu Überschlägen im Leistungsteil kommen.

In der Schweiz kennt man die Betauung vom Lötschbergtunnel, Simplontunnel und Gotthardtunnel, wo sie bei Föhnlagen im Winter besonders stark ist. Die Erfahrung aus der Schweiz war auch der Grund weshalb die Betreiber der Kanaltunnels die Class 92 Lokomotiven und die Euroshuttel-Lokomotiven mit elektrischen Ausrüstrungen aus der Schweiz bestellte. Die Betreiber fürchteten schon bei der Projektierung Probleme mit Fahrzeugen wegen der Betauung im Tunnel. Deshalb sind die Eurostar-Züge bis heute die einzigen Fahrzeuge, die durch den Kanaltunnel verkehren und keine elektrische Ausrüstung aus der Schweiz haben ....


Ein Eurostarzug in London St Pancras. Die Züge gehören zur TGV Familie und lassen sich in der Mitte teilen, so dass in Notsituationen die Reisenden mit der noch funktionierenden Zughälfte den Tunnel verlassen können. Von dieser Möglichkeit wurde beim oben beschriebenen Zwischenfall nicht Gebrauch gemacht.


Euroshuttel Lokomotive mit Autozug. Jeder Zug hat vorne und hinten eine sechsachsige Lokomotive. Die Autowagen von Bombardier können auf zwei Ebenen PKW aufnehmen. Die Lokomotiven haben elektrische Ausrüstungen aus der Schweiz.


Class 92 Lokomotive für Güterzüge. Diese Lokomotiven können sowohl unter der Fahrleitung wie auch mit Stromversorgung aus der dritten Schiene verkehren. Viele Ausrüstungsteile sind dreifach-redundant in der Elektronik und zusätzlichem elektromechanischen Redundanzpfad ausgerüstet. Sie gilt in dieser Hinsicht zu den aufwändigsten je gebauten Fahrzeuge. Auch bei diesen Lokomotiven stammt die elektrische Ausrüstung aus der Schweiz.


SBB Re 6/6, die Referenz für Lokomotiven, die auch bei Betauung funktionsfähig bleiben.

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